Donnerstag, 20. Oktober 2011

... und die Ausstellung "Entartete Kunst"

von Sujatha Rajagopal

Einleitend möchte ich betonen, dass Kunst im NS keinen einheitliche Stile oder Richtung bezeichnet. Das ist ein Sammelbegriff für die bildende Kunst, die unter Namen Deutsche Kunst propagiert wurde.
Der Begriff ‘Deutsche Kunst‘ existierte seit langem vor der Nazi Zeit.
Schon im Jahre 1850 hat der berühmte Komponist Richard Wagner über negativen Einfluss von Jazz auf deutsche Musik gesprochen.

1892 veröffentlichte Max Nardau (Er war ein Jude) sein Buch ‘Entartung’. In diesem Buch lobte er traditionelle deutsche Kunst und rügte die Moderne Kunst als Degeneration von Kunst. Er kritisierte Impressionismus als ein Zeichnen für die Erkrankung von visueller Rinde.
Paul Schultze Namburg, ein deutscher Architekt und Maler schrieb zwei Bücher: "Die Kunst der Deutschen, Ihr Wesen und ihre Werke" und "Kunst und Rasse." Pauls Theorie wurde von Alfred Rosenberg weiter entwickelt. 1928 gründete er einen ‘Kampfbund für deutsche Kultur’.

Der Kampfbund bestand auf drei Gruppen mit unterschiedlichen Zwecken. Die erste- Völkischer Kreis- war gegen den Kapitalismus und setze sich für eine deutsche Heimatkunst ein. Sie war antisemitisch.
Die zweite Gruppe wollten die deutsche Kultur von allen ausländischen Einflüssen frei halten. Sie lehnten Expressionismus und die moderne Kunst ab. Die dritte Gruppe gehörten zum ‘alldeutsch-pangermanischen Zirkel. Sie war auch antisemitisch und sie wollte die deutsche Kultur überall haben.

Diese drei Gruppen kamen zusammen im Kampfbund. Zwar gab es Uneinigkeit. Aber die verschiedenen Gruppen erkannten, dass sich die Kunst immer mehr von der Gesellschaft entfernt hatte. Der Kampfbund war der Beginn der organisierten nationalsozialistischen Kulturarbeit. Sie organisierten den ‘örtlichen Kulturkampf’ indem sie Kampagnen gegen Museumsleiter und Regisseure u.a. durchführten.

Im März 1933 trat das Regierungsermächtigungsgesetz in Kraft. An diesem Tag verkündete Hitler:
"Blut und Boden werden wieder zur Quelle der Künstlerischen Institutionen”. Im September1933 wurde durch Gesetz die Reichskulturkammer gegründet. Der Reichskulturkammer funktionierte unter dem Kulturministerium als Dachorganisation für sieben Einzelabteilungen: Musik,Theater, Schrifttum, Presse, Rundfunk, Film und die bildende Kunst.

Man musste Mitglied dieser Kammer werden, um einen Beruf auszuüben. Erste Voraussetzung für eine Aufnahme war u.a. die deutsche Staatsangehörigkeit und die ‘arische’ Abstammung. Jüdische und kommunistische Künstler galten als ‘entartet. Es gab eine lange Liste von betroffenen Künstlern. Sie wurden aus ihren Ämtern gedrängt. Viele verließen das Land oder sie erhielten Berufsverbot. Aber mit Hilfe der Reichskulturkammer ging für die konservativen Künstler ein Traum in Erfüllung. Die Reichskulturkammer garantierte ihnen ein gesichertes Auskommen.

Nach vier Jahren wurde am 18. Juli 1937 in München Das Haus der deutschen Kunst mit der ersten Großen Deutschen Ausstellung eröffnet. Am nächsten Tag d.h. am 19. Juli1937 fand in München eine weitere Ausstellung ‘Die Entartete Kunst’ statt.

Die Große Deutsche Ausstellung


Es gab einen Festzug anlässlich der Eröffnung des Hauses der deutschen Kunst. Hitler hielt eine Rede. Die Werke für diese Ausstellung waren von einer Kommission von Kunstpolitikern ausgesucht worden. Auch Hitler war an der Auswahl beteiligt. Die Bilder zeigten kräftige Männer und Frauen, die harte Arbeit machen. Bauern, Soldaten und Frauen waren die Haupthemen. Das Militär wurde gezeigt. Frauen wurden in der mütterlichen Rolle geehrt. Häufig stellten die Bilder eine gehorsame hartarbeitende Gesellschaft dar. Blut und Boden war das Prinzip diese Bilder. Hitler wurde immer stehend dargestellt - im Gegensatz zu damaligen Kopfbildern. Wichtige Landschaftbilder waren ‘Braunau’ – Geburtsort von Hitler in Österreich und sein Elternhaus in Leonding.

"Entartete Kunst": Erich Heckel
"Entartete Kunst"


Der Zweck dieser Ausstellung war es, dem Publikum zu zeigen, wie "entartet" die sogenannte Moderne Kunst war.
Auf dem Treppenabsatz wurde ein Holzkruzifix von Ludwig Gies gezeigt. Im ersten Raum waren Bilder und Kunstwerke zu sehen, die alle christliche Motive zeigten. Im zweiten Raum wurden Bilder von jüdische Künstlern präsentiert. Das Thema des dritten Raumes war Frauen. Hier wurde gezeigt, wie Frauen in diesem Bildern angeblich degradiert wurden. Die anderen Räume hatten keine bestimmten Themen. Die Bilder wurden mit ironischen Überschriften und Kommentaren ausgestellt. Z.B. ‘Wahnsinn wird Methode’. Im sechsten Raum hingen Bilder von Kandinsky, Franz Marc und anderen expressionistischen Malern unter der Überschrift ‘ Verrückt um jeden Preis’. Der Kaufpreis des Bildes wurde auch geschildert und es wurde auf die Verschwendung von Steuergeldern für die Werke, die als ‘Huren’ gebrandmarkt wurden, aufmerksam gemacht.

Die Reaktionen auf die Ausstellung waren geteilt. Der überwiegende Teil der Besucher lehnte die gezeigten Kunstwerke ab. Einige beschimpften die Direktoren und Beamten, wenn sie die Kaufsumme der Bilder erfuhren. Allerdings, die Zahl der Besucher der Ausstellung ‘Entartete Kunst’ war dreimal so groß wie die der Großen deutschen Ausstellung. Die Ausstellung wanderte auch in andere deutsche Städte wie Köln und auch nach Österreich. Am Ende wurden die "Entarteten" Kunstwerke zerstört.

Als Fazit kann es festgestellt werden, dass es keine freie Kunst im NS gab. Die Kunst wurde nur als Propogandamittel von der Regierung benutzt. Künstler mit anderen Ideen und Meinungen galten als entartet, sie wurden ausgewiesen oder ermordet.